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Aus der Presse: SZENE, München

Karrieren

Freiheit der
Briefmarke

Die Welt wird eng für einen, der im Knast sitzt.
Auf den Rändern von Briefmarkenbögen hatte der Schauspieler Christof Wackernagel
zu malen begonnen, nachdemer 1977 wegen Mitgliedschaft in der RAF verhaftet und
später zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war: klitzekleine, stilistisch an Joan
Miró erinnernde Miniaturen.
1987 wurde Wackernagel vorzeitig entlassen, und auch in der Freiheit hat sich der
Künstler den Tunnelblick für das Wesentliche bewahrt: "So wehre ich mich gegen die
Beballerung mit großen, grelle Bildern, denen wir ausgesetzt sind."
Seit er nicht mehr angewiesen ist auf einen Tuschkasten, sind die Formate größer ge-
worden, und er schwelgt, wie nun eine Ausstellung seiner Bilder im Bayerischen
Landesvermessungsamt in München (bis 27. Juli) belegt, in allen Schattierungen der
Acrylfarbenpalette. Auch die Linien sind wilder geworden: "Die bewegen sich", so
Wackernagel, "halt nicht mehr in so engen Gittern."
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