Heiratsmarkt und Hexerei

Der Heiratsmarkt –

ist eine harte Sache in Mali. Ein Bekannter von Assas Familie Niaré hatte sich scheiden lassen, weswegen ein mitleidiger Freund von ihm eine Dreizehnjährige aus der Nachbarschaft aussuchte und ihm zum Heiraten anbot. Das Mädchen war gerade in der 6. Klasse Grundschule, weswegen der Bürgermeister um eine Genehmigung gebeten werden musste, was dieser ablehnte, erst müsse die Schule beendet werden: mit einer entsprechenden Summe wurde dieses Hindernis aus dem Weg geräumt, das Mädchen, das einverstanden war, verliess die Schule, die Hochzeit fand statt.

Kurz darauf fand die junge Ehefrau in der Küche beim Putzen einen in ein rotes Bändel gewickelten Zettel. Sie öffnete ihn und las drauf ihren und ihres Mannes Namen, weshalb sie den Zettel sofort an diesen weitergab.

Kaum hatte er ihn gelesen, begannen Schmerzen in seinem Arm, die sich auf den ganzen Körper ausdehnten, zu einer nicht heilbaren Krankheit – und schliesslich zu seinem Tod führten.

Nun muss die Dreizehnjährige 40 Tage im dunklen Zimmer sitzen, bis die Trauerzeit vorbei ist, dann kann sie wieder zu ihrer Familie zurück – und in die Schule.

Hexerei – Maraboutage –

ist für viele Menschen, hauptsächlich Frauen, eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gibt. In obigen Fall ist die Frage allenfalls, wer den Mord initiiert hat: die geschiedene Ehefrau, die der neuen nichts gönnte, oder – so Assas Theorie – die zweite Frau des Vaters des Mannes, die eifersüchtig auf die erste sei und ihr schaden wolle, indem sie ihren Sohn tötete.

Eifersucht unter Frauen hat ein eigenes Wort: kalaya, und sie ist sicherlich eine der Haupteinnahmequellen der Hexer, der Marabouts.

Eine erste Frau, zum Beispiel, die nicht wollte, dass ihr Mann des Nachts mit der zweiten schlief – jede Frau muss mindestens ein eigenes Zimmer haben, wenn nicht ein eigenes Haus (ich selber wohne im Haus einer der drei Frauen meines Hausbesitzers, die ab und zu mit der entsprechenden Attitüde mich besucht und Ansprüche geltend macht) – setzte sich jedesmal, wenn der Mann zu der anderen wollte, mit einer Axt bewaffnet vor die Tür derselben und liess ihn nicht hinein.

Trotzdem wurde die andere schwanger – man kann es ja auch am Tage miteinander treiben.

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